Seit über 20 Jahren ist der ehrenamtliche Besuchsdienst des DRK Kreisverbands Gelnhausen-Schlüchtern für die Patienten im Gelnhäuser Krankenhaus da. Koordiniert durch Maria Solbach, ist dieser Dienst inzwischen zu einem festen Bestandteil des Klinikalltags geworden. Nun gab es eine erfreuliche Erweiterung: Der Besuchsdienst ist seit Kurzem auch im Krankenhaus Schlüchtern aktiv, wo Christine Frey die Koordination von derzeit 12 neuen Ehrenamtlern übernommen hat. Mit einer kleinen Gründungsfeier wurde das Engagement aller Beteiligten gewürdigt.
Der stellvertretende Geschäftsführer der Main-Kinzig Kliniken, Ralph Ries, betonte in seinen Begrüßungsworten die wachsende Bedeutung des Besuchsdienstes. Nicht nur die Krankenhäuser stünden vor Herausforderungen, auch die Gesellschaft verändere sich: „Der Anteil älterer Menschen ohne Angehörige nimmt zu, viele von ihnen brauchen Ansprache und Unterstützung. Daher freuen wir uns und sind außerordentlich dankbar, dass es zu dieser Gründung am Standort Schlüchtern gekommen ist. Die Patienten werden es Ihnen danken.“
Christof Hoffmann, Präsident des DRK Kreisverbands Gelnhausen-Schlüchtern, machte deutlich, dass das DRK von der Bevölkerung häufig über das Blaulicht und Sondersignal des Rettungsdienstes wahrgenommen werde, sich jedoch auf sehr vielfältige Weise für die Gemeinschaft einsetze: „Das Engagement im Bereich Wohlfahrt und Soziales ist stiller, findet alltäglich statt. Es bedarf Unterstützer in den eigenen Reihen, Kooperationspartner und eine Stimme, die diese wundervolle Arbeit sichtbar werden lässt und würdigt. Dies ist hier gelungen.“ Gemeinsam mit Jutta Hoffmann, Kreisleiterin Gemeinschaft Wohlfahrts- und Sozialarbeit, dankte er den Ehrenamtlichen für ihre Bereitschaft, erkrankten Menschen ihre Zeit und ein offenes Ohr zu schenken.
Die Entstehung einer wertvollen Initiative
Der Weg zur Gründung in Schlüchtern begann vor rund einem Jahr, als Maria Solbach die Idee an Jutta Hoffmann herantrug. Gemeinsam mit der Klinikseelsorge und der Pflegedienstleitung wurde die Vision konkretisiert. „Kurz vor Weihnachten 2023 verständigten wir uns darauf, den Besuchsdienst in Schlüchtern etablieren zu wollen“, berichtete Jutta Hoffmann. Im Frühjahr folgten weitere Gespräche, außerdem wurde der DRK Ortsverein Steinau mit seinem Vorsitzenden Manfred Heil in die Planung mit einbezogen. Im April dieses Jahres fand dann in den Steinauer Räumlichkeiten eine Informationsveranstaltung statt. „Unser Ziel war es, fünf bis sechs Besucher zu finden. Umso überraschter waren wir, dass 26 Personen unserer Einladung folgten“, freute sich die Kreisleiterin.
Im Anschluss führten Maria Solbach und Christine Frey intensive Einzelgespräche mit den Interessenten, um ihre Beweggründe kennenzulernen. „Es war eine tolle und spannende Zeit mit einzigartigen Begegnungen - alle waren sehr motiviert. Nach den Gesprächen haben sich viele sofort zum Mitmachen entschieden“, beschrieb Jutta Hoffmann die Anfangsphase. Noch im Sommer fanden ein von Manfred Heil geleiteter Erste-Hilfe-Kurs sowie mehrere Vorbereitungsseminare statt. Auch im Rahmen eines gemeinsamen Frühstücks beim DRK Steinau wurden wertvolle Fortbildungsinhalte vermittelt.
Im Juli 2024 konnte der Besuchsdienst in Schlüchtern dann seine Arbeit aufnehmen. Dass es so schnell dazu kam, hat die stellvertretende Pflegedirektorin Stefanie Siemon-Gärtner überrascht, die gemeinsam mit der pflegerischen Bereichsleiterin Katja Kohlhepp an der Gründungsfeier teilnahm: „Das Ehrenamt ist für uns unglaublich wertvoll. Es stellt eine unglaubliche Bereicherung, aber auch eine große Entlastung für die Kolleginnen und Kollegen auf den Stationen dar.“
Bleibende Begegnungen und Erinnerungen
Die anwesenden Ehrenamtlichen berichten von vielen bewegenden Erfahrungen, die sie in ihrer neuen Rolle gemacht haben. Johannes Maier erzählte: „Schon bei der Informationsveranstaltung habe ich mich gut aufgehoben gefühlt.“ Er hob die Wertschätzung hervor, die den Ehrenamtlichen von allen Seiten entgegengebracht werde. „Als ich zum ersten Mal das rote DRK-Shirt anzog, war für mich klar: Ich bleibe dabei“, erinnerte er sich. Maier besucht das Krankenhaus derzeit ein- bis zweimal pro Woche und beschrieb seine Erfahrungen als durchweg positiv: „Viele ältere Menschen sind allein und freuen sich herzlich über unsere Besuche. Auch die Angehörigen sind oft überrascht und begeistert. Es ist eine wirklich gute Sache, aus der ich selbst viel Kraft schöpfe.“
Bettina Fischer und ihre Freundin Carmen Gärtner haben sich gemeinsam für den Besuchsdienst entschieden. „Es ist so erfüllend“, sagte Fischer: „Wir lachen mit den Patienten, manchmal weinen wir mit ihnen. Manche sind aufgeschlossener, manche ruhiger, aber jeder Kontakt ist besonders.“ Besonders berührt habe sie eine Begegnung, bei der ein Patient zu ihr sagte: „Ich hätte nicht gedacht, dass es Menschen wie Sie noch gibt.“ Ihre Erlebnisse halte sie in einem Tagebuch fest. „Es kommt von den Patienten mehr zurück, als ich gebe“, befand Silke Bien-Jeckel: „Egal wie oft ich da bin, es ist immer wieder toll.“ Eine ihrer bewegendsten Erfahrungen war der Moment, als ein Patient sagte: „Ich werde nicht vergessen, dass Sie da waren.“ Margarethe Hahn berichtet von einem Moment des gemeinsamen Betens mit einer Patientin: „Es war ein schönes Gefühl zu sehen, wie sie sich dadurch beruhigte.“
Durch die Erzählungen wurde deutlich: Diese Momente der Nähe und des Verständnisses machen für die Ehrenamtlichen den Unterschied aus. Christine Frey, die Koordinatorin des Besuchsdienstes in Schlüchtern, fasste es treffend zusammen: „Der Mensch wird gesehen.“ Durch den Besuch werde ausgedrückt: „Ich kann deine Krankheitssituation nicht ändern, aber in diesem Moment bin ich ganz für dich da.“ Das Öffnen der Tür zum Patientenzimmer sei jedes Mal ein ganz besonderer Moment – und eine Metapher für das Leben an sich: „Man weiß nie, was einen erwartet, aber man muss bereit sein, die Tür zu öffnen. Und diese Tür dann auch wieder schließen, um die nächste öffnen zu können.“
Lernen und gemeinsam wachsen
Klinikseelsorger Wolfgang Uffelmann würdigte das Engagement der Ehrenamtlichen mit den Worten: „Es ist beeindruckend, dass Sie sich auf diese Aufgabe einlassen und aktiv Verantwortung übernehmen. Sie geben den Menschen Liebe und Zuspruch in einem Moment, in dem sie es am dringendsten benötigen.“ Gemeinsam mit seinen Kolleginnen der Klinikseelsorge, Bärbel Hammann und Christiane Unverzagt, die segensreiche Worte für den Besuchsdienst fanden, gab er den Ehrenamtlern ein kleines Gebet mit auf den Weg: „Jedes Mal, wenn Sie die Tür öffnen, seien Sie sicher: Sie gehen nicht allein durch diese Tür.“
Während der Gründungsfeier wurde deutlich, welch große Rolle der Gemeinschaftsgedanke bei allen Beteiligten spielt. Kontinuierliche Weiterbildung und das gemeinsame Lernen sind wesentliche Bestandteile, regelmäßige Treffen und schöne Erlebnisse stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl. All das helfe den Ehrenamtlichen, sich auf die vielfältigen Herausforderungen im Krankenhausalltag vorzubereiten und mit ihnen umzugehen. „Es ist entscheidend, sich über das Erlebte auszutauschen und sich gegenseitig Hilfestellung zu geben“, betonte Jutta Hoffmann: „Gleichzeitig sollten sie aber auch Spaß dabei haben.“
Dass dies gelingt, bestätigte Christine Frey: „Wir sind mittendrin. Das ist ein hochqualifizierter und hochmotivierter Besuchsdienst. Das gibt so viel Energie.“ Wer sich für eine Mitarbeit interessiert, kann gern jederzeit in das Team mit einsteigen. Interessierte sind herzlich eingeladen, sich für weitere Informationen an den DRK Kreisverband Gelnhausen-Schlüchtern zu wenden (Tel. 06051-48000 oder E-Mail: jutta.hoffmann@drk-gelnhausen-schluechtern.de). Zudem kann an den Informationstresen der Main-Kinzig-Kliniken in Gelnhausen und Schlüchtern eine Nachricht für die Koordinatorinnen Maria Solbach und Christine Frey hinterlassen werden.
Der Besuchsdienst ist schon jetzt ein lebendiges Beispiel dafür, wie Menschlichkeit und Zuwendung im Krankenhausalltag einen Unterschied machen können. Wie sehr die Anwesenheit der Ehrenamtlichen geschätzt wird und wie viel Hoffnung und Trost sie schenken, beweist eine Frage, die von den Patienten häufig gestellt wird:
„Kommen Sie die Woche nochmal?“