Inkontinenz
Die Inkontinenz – also der ungewollte Abgang von Urin – ist leider auch heute noch ein Tabuthema unserer Gesellschaft. Dass viele Frauen über ihre Probleme das Wasser zu halten nicht mit ihrem Hausarzt sprechen, ist besonders bedauerlich, wenn man bedenkt, dass Inkontinenz meist geheilt, zumindest aber deutlich gebessert werden kann.
Viele Faktoren spielen bei der Entstehung der Inkontinenz zusammen. Grob vereinfachend ist meist eine Bindegewebsschwäche des Beckenbodens in Zusammenhang mit einem durch die Wechseljahre bedingten Hormonmangel und evtl. etwas Übergewicht die Ursache der Schließmuskelschwäche. Auch die Geburt von Kindern kann zur Inkontinenz beitragen, insbesondere wenn es zu einem sogenannten Dammriss gekommen war. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von neurologischen Erkrankungen, welche die Blase beeinträchtigen können.
Man unterscheidet die »Stressinkontinenz«, bei welcher der unfreiwillige Harnabgang bei körperlicher Belastung oder beim Husten geschieht, und die »Dranginkontinenz«, bei welcher ein plötzlich einsetzender Harndrang so übermäßig kräftig ist, dass die Toilette nicht mehr erreicht werden kann. Beide Inkontinenzformen können auch gemeinsam als Mischinkontinenz auftreten.
Die Behandlung der Inkontinenz beginnt daher immer mit einer genauen Befragung der Patienten und nachfolgend einer umfassenden Untersuchung. Mit einer sogenannten »urodynamischen Untersuchung« wird die Kraft der Blase und die des Schließmuskels geprüft. Außerdem untersuchen wir die Weite der Harnröhre und beobachten, ob unter Bauchpresse eine Senkung der Blase, der Gebärmutter oder des Enddarmes auftritt. Zu guter Letzt entnehmen wir noch ein Abstrich, um die örtliche Hormonsituation der Harnröhre zu klären.
Im Anschluss an diese ambulante Untersuchung kann der Urologe einen Ratschlag geben, wie die Inkontinenz behandelt werden kann.
Therapie
Folgende Therapiemöglichkeiten stehen bei der Behandlung der Inkontinenz zur Auswahl:
1. Die lokale Hormontherapie durch östrogenhaltige Salbe oder Scheiden-Zäpfchen
Der Zusammenhang zwischen Östrogen und Inkontinenz ist einfach. Je weniger Östrogen dem Körper zur Verfügung steht, desto dünner wird die Schleimhaut der Harnröhre und der Scheide. Die lokale Hormongabe führt zur Verbesserung der Schleimhautverhältnisse, was bei einer gering ausgeprägten Inkontinenz oftmals zur Therapie ausreicht.
2. Die konservative Therapie der Stressinkontinenz
Beckenbodengymnastik, möglicherweise unter Zuhilfenahme spezieller Trainingshilfsmittel, kann bei leichten Formen der Stressinkontinenz eine ausreichende Therapie sein. Auch das Einsetzen sogenannter »Pessare« in die Scheide kann eine sogenannte »Blasensenkung« korrigieren und eine Inkontinenz beheben.
3. Die medikamentöse Therapie der Dranginkontinenz
4. Die operative Therapie
Bei der operativen Therapie stehen mittlerweile unterschiedliche Verfahren zur Auswahl. Das Spektrum reicht vom einfachen Einsetzen eines TVT/TVTO-Bändchens bis hin zu Eingriffen, bei denen nicht nur der Blasenhals angehoben wird, sondern auch der Gebärmuttervorfall oder der Enddarmvorfall beseitigt werden können. In extremen Fällen kann sogar ein künstlicher Blasenschließmuskel eingepflanzt werden. Wichtig ist dabei, dass der geplante Eingriff exakt auf die jeweilige Situation angepasst wird.
Unsere Klinik für Urologie und Kinderurologie betreibt eine eigene Sprechstunde zum Thema Inkontinenz. Bei speziellen Fragen können Sie sich jederzeit an uns wenden.