Alterstraumatologie
Das Behandlungskonzept der Alterstraumatologie ist darauf ausgelegt, älteren Patienten eine möglichst zeitnahe Rückkehr in die häusliche und soziale Umgebung zu ermöglichen. Die individuelle Selbstständigkeit soll gefördert und eine Pflegebedürftigkeit nach Möglichkeit vermieden werden.
Durch die fachübergreifende Zusammenarbeit mit unseren Internisten und eine engmaschige Betreuung soll das Risiko für etwaige Komplikationen im Behandlungsverlauf verringert werden. Zudem tragen individuell zugeschnittene therapeutische Angebote dazu bei, weiteren Verletzungen vorzubeugen.
In der Zentralen Notaufnahme erfolgt die pflegerische und ärztliche Erstversorgung. Diese beinhaltet auch die Erfassung des geriatrischen Risikoprofils für Komplikationen (ISAR-Score) und die Einleitung einer adäquaten Schmerztherapie. Anschließend nehmen wir Sie auf einer unfallchirurgischen Station auf. Je nach Verletzungsart werden zusätzliche Untersuchungen durchgeführt und wir leiten eine operative oder konservative Behandlung ein.
Die typischen Knochenbruchformen des älteren Menschen sind:
Abb. a
Diese sind fast immer operativ zu behandeln. Bei Frakturverlauf innerhalb der Hüftgelenkkapsel (mediale Schenkelhalsfraktur) erfolgt meist die Implantation eines künstlichen Hüftgelenkes (Abb. a).
Abb. b
Bei Frakturen außerhalb der Gelenkkapsel (per- oder subtrochantäre Oberschenkelfraktur) hingegen erfolgt die Stabilisierung mit einem Nagel (Abb. b).
Unsere Klinik erfüllt die strengen Anforderungen des Gesetzgebers (G-BA Richtlinie) zur Versorgung der Oberschenkelbrüche. Unser Ziel ist, dass die Patienten so schnell wie möglich wieder unter Vollbelastung des betroffenen Beines laufen können.
Bei der Oberarmkopffraktur ist nicht selten eine nichtoperative ambulante Behandlung möglich. Bestimmte Bruchformen vor allem mit Verschiebung erfordern eine operative Versorgung.
Abb. a
Diese kann je nach Art des Bruches mit einem Nagel (Abb. a)
Abb. b
oder mit einer Platte (Abb. b) erfolgen.
Abb. c
Sehr komplexe Verletzungen bei schlechter Knochenqualität erfordern die Implantation eines künstlichen Schultergelenks (Abb. c).
Wirbelfrakturen im höheren Alter kommen oft ohne Unfallereignis oder nach nur leichteren Unfällen auf Grund einer Minderung der Knochenfestigkeit (Osteoporose) zustande. Wir arbeiten eng mit unseren Physiotherapeuten zusammen, um die Patienten frühzeitig zu mobilisieren. Falls dies schmerzbedingt nicht gelingt, bieten wir minimalinvasiv die Stabilisierung des gebrochenen Wirbels mit Knochenzement (Kyphoplastie) oder mit Schrauben-Stab-System an. Damit kann eine längere Bettlägerigkeit mit den damit verbundenen Komplikationen wie Druckgeschwüren (Decubitus), Lungenentzündung und allgemeiner Schwäche vermieden werden.
Knochenbrüche am Becken sind bei älteren Patienten meist durch einen Sturz bei gleichzeitiger Osteoporose bedingt. Diese Verletzungen können oft konservativ behandelt werden. Wir überprüfen, ob eine Instabilität des Beckenrings vorliegt. Ist dies mit der Folge anhaltender starker Schmerzen und erschwerter Mobilisation der Fall, planen wir gemeinsam mit unseren Patienten eine operative Wiederherstellung der Belastbarkeit mit Hilfe von Platten und Schrauben. Diese Operationen werden in unserer Klinik ebenfalls minimalinvasiv durchgeführt.
Behandlung der Osteoporose
Die verminderte Knochendichte (Osteoporose) begünstigt bei vielen älteren Patientinnen und Patienten Knochenbrüche durch Unfälle und Stürze, aber auch äußere Einwirkung. Die Osteoporose gehört zu den zehn wichtigsten Volkskrankheiten. Sie bleibt oft lange unentdeckt und unbehandelt, weil sie kaum Beschwerden verursacht, bis Knochenbrüche auftreten. Die Osteoporose betrifft Frauen nach den Wechseljahren doppelt so häufig wie Männer. Sie führt zu einem Verlust an Knochenmasse und zur Zerstörung der Knochenstruktur, was die Gefahr von Knochenbrüchen erhöht. Es kommt zu Wirbelkörperbrüchen, Brüchen des hüftnahen Oberschenkelknochens, des Oberarms, des Handgelenks, Beckenbrüchen und Rippenbrüchen. Ziel der nicht-operativen medikamentösen Behandlung ist es, das Fortschreiten der Osteoporose aufzuhalten und das Risiko für Knochenbrüche zu senken. Dies kann durch gesunde Ernährung, ausreichende Bewegung und Muskeltraining, die Einnahme von Vitamin D und Calcium geschehen. Auch gibt es spezielle Medikamente, die den Knochenabbau hemmen.
Nach der Entlassung der älteren Patienten mit Knochenbrüchen aus unserer Klinik empfehlen wir die weitere ambulante Abklärung einer eventuell vorhandenen Osteoporose unter anderem durch eine Knochendichtemessung, die in unserem Haus bisher noch nicht möglich ist.
Milch und Milchprodukte sind besonders zu empfehlen, da sie neben Calcium zusätzlich Vitamin D enthalten. Der enthaltene Milchzucker erhöht die Calciumverfügbarkeit. Der tägliche Verzehr von 0,5 Liter Milch und 40 – 60 g (zwei Scheiben) Käse reichen aus. Dabei enthalten fettarme Sorten Käse mehr Calcium als die fettreicheren.
Täglich calciumreiches Gemüse verzehren, dazu zählen Grünkohl, Spinat, Broccoli, Fenchel, Porree, Schwarzwurzeln, Löwenzahn, ebenso Nüsse und Mandeln.
Empfehlenswert sind außerdem:
- calicumreiche Mineralwässer und calciumangereicherte Säfte
- zitronensäurehaltiges Obst wie Mandarinen und Apfelsinen
- frische Kräuter zum Würzen (frische Kräuter wie Petersilie und Kresse enthalten viel Calcium)
- Vollkornprodukte
- Fleisch und Wurst in Maßen.
Zu guter Letzt: Vermeiden Sie Rauchen und übermäßigen Alkoholgenuss. Regelmäßige körperliche Bewegung und Sport sind wichtig für die Knochengesundheit. Entfernen Sie Stolperfallen zu Hause. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt, Orthopäden oder Unfallchirurgen, ob Sie ein erhöhtes Risiko für Osteoporose haben oder eine weitere Abklärung oder ggf. Therapie benötigen.
Weitere Präventionsmaßnahmen
Sie können selbst Einiges dafür tun, Stürze zu vermeiden. In den folgenden Broschüren finden Sie viele hilfreiche Tipps:
- Sturzprävention: Gezielte Übungen zur Muskelstärkung
- Alltägliche Stolperfallen: Treppen, Teppiche, Kabel & Co.
Wichtige Ansprechpartner
Hier finden Sie eine Übersicht der wichtigsten, an der Behandlung beteiligten, Bereiche:
Stationsleitung: Britt Vetter
Stellvertretung: Sandy Bücher
Stationssekretärin: Erika Maul
Tel.: 06051 87-2217, Fax: 06051 87-2733
Wir beginnen so schnell wie möglich mit einer intensiven Physiotherapie. Bei regelmäßigen gemeinsamen Besprechungen werden die Therapie und das weitere Vorgehen festgelegt. Unsere physiotherapeutischen Methoden sind speziell auf die Bedürfnisse geriatrischer Patienten zugeschnitten.
Der Sozialdienst ergänzt die ärztliche und pflegerische Versorgung und steht Ihnen und Ihren Angehörigen während des stationären Aufenthaltes helfend zur Seite, wenn Sie persönliche oder soziale Probleme im Zusammenhang mit Ihrer Erkrankung oder Behinderung und deren Auswirkungen auf Ihr Leben haben.
Unser Sozialdienst unterstützt Patienten und Angehörige bei der Organisation von Rehabilitationsmaßnahmen, einer Kurzzeitpflege, der Anerkennung einer Pflegestufe oder der Betreuung durch einen ambulanten Pflegedienst. Ebenso kümmert er sich um die häusliche Versorgung mit Hilfsmitteln wie Pflegebett, Toiletten- und Rollstuhl im Anschluss an die stationäre Behandlung.
Sie erreichen den Sozialdienst in Gelnhausen unter Tel. 06051 87-2044.
Wenn die medizinischen Möglichkeiten zur Heilung einer Krankheit ausgeschöpft sind und die Lebenserwartung nur noch begrenzt ist, beginnt die Palliativmedizin. Das wichtigste Ziel der Palliativtherapie ist es, Beschwerden zu lindern und eine höchstmögliche Lebensqualität in der letzten Lebensphase zu erhalten. Dazu kann es auch gehören, in Absprache mit Patienten und deren Angehörigen auf eine lebensverlängernde Therapie zu verzichten, wenn diese mit unverhältnismäßigem Leiden einhergehen würde. Falls erforderlich, werden Patienten und ihre Angehörigen von unserem Palliativteam begleitet.