Hebammen betreuen Schwangere und Neugeborene in einer sehr besonderen und sensiblen Lebensphase. Sie sind für eine gute Gesundheitsversorgung und Begleitung von Familien unverzichtbar. Jährlich am 5. Mai wird der Internationale Hebammentag begangen – ein Anlass, um die hohe Bedeutung der Hebammen für die Gesellschaft zu verdeutlichen. Sonja Engert und Natalie Michel, die als Hebammen in den Main-Kinzig-Kliniken Gelnhausen tätig sind, geben Einblick in ihre Arbeit und die Entwicklung des Berufsbildes.
Das Hebammenteam im Gelnhäuser Krankenhaus besteht aus 25 Personen, die im Kreißsaal und auf der Entbindungsstation Hand in Hand mit den ärztlichen und pflegerischen Kolleginnen und Kollegen arbeiten. Im letzten Jahr erblickten hier mehr als 1.500 Babys das Licht der Welt. „Keine Geburt gleicht der anderen, jede Frau ist anders“, hebt Natalie Michel hervor – gerade diese Vielfalt im Kontakt mit Menschen schätze sie an ihrer Arbeit sehr. Natalie Michel gehört zu den vier Auszubildenden der Gelnhäuser Klinik, die im vergangenen Jahr ihre Hebammenabschlussprüfung erfolgreich bestanden haben und in das Team des Kreißsaals übernommen wurden. Sie sagt: „Hier durften wir schon früh Verantwortung übernehmen, wobei wir immer von erfahrenen Hebammen unterstützt wurden. Das hat viel Sicherheit gegeben.“
Das Aufgabenspektrum der Hebammen hat sich in den letzten Jahren beständig erweitert. Lange war Hebamme ein Ausbildungsberuf. Mit dem Hebammenreformgesetz jedoch wurde die Ausbildung akademisiert. Dies bedeutet: Wer Hebamme werden möchte, muss seit 2020 ein Bachelor-Studium absolvieren. Ein Schritt, den die Main-Kinzig-Kliniken sehr gern mitgegangen sind, wie Samuel Palitzsch, Pflegedirektor und Leiter klinische Prozesse, erläutert: „Aktuell bilden wir im Rahmen einer erfolgreichen Kooperation mit der Hochschule Fulda insgesamt 14 Studierende aus.“ Das Studium sei äußerst beliebt: Etwa 80 Bewerbungen für den Studiengang „Hebammenkunde“ erhalten die Main-Kinzig-Kliniken pro Jahr. Für Natalie Michel ist das nicht verwunderlich: „Jeder wird hier mit offenen Armen empfangen, auch vor dem Examen als wertvolles Teammitglied behandelt und nicht allein gelassen.“
Innerhalb der sieben Studiensemester wechseln sich Lernphasen im Hörsaal und im Kreißsaal sowie der Entbindungsstation ab, auch außerklinische Einsätze sind zu absolvieren. Auch Michel ist davon überzeugt, dass sich durch die Akademisierung neue Perspektiven für Hebammen eröffnen: „Dies gibt unserem Beruf mehr Attraktivität und neuen Schwung, und natürlich wird auch die Qualität nochmals erhöht.“ Außerdem hoffe sie, dass die Anerkennung in der Gesellschaft steige: „Wir haben eine enorm hohe Verantwortung für die von uns betreuten Familien – es ist wichtig, dass das gesehen wird.“
Umfassenderes Wissen, Einbeziehung aktueller Forschungsergebnisse und Anwendung evidenzbasierter Praktiken – all das lässt die Komplexität des Berufseinstiegs nun nochmals deutlich ansteigen. Entsprechend habe sich auch der Stellenwert der Praxisanleitung in den letzten Jahren deutlich erhöht, erklärt die stellvertretende leitende Hebamme des Kreißsaals Sonja Engert, die die Praxiseinsätze koordiniert: „Wir haben unsere Strukturen stark angepasst, um unsere Studierenden engmaschig zu begleiten.“ Sieben Praxisanleiterinnen geben ihr umfangreiches Wissen und ihre Erfahrung an die Berufseinsteiger weiter. Dies umfasse den Ablauf von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett – aber auch die Identifikation von Herausforderungen und Risiken: „Ziel ist es, in allen Situationen sicher handeln zu können sowie Patientinnen und Familien kompetent zu beraten und zu betreuen.“ Yvonne Wachowski-Bohnen, Bereichsleitung der Gynäkologie, sagt: „Sowohl das Studium als auch die Tätigkeit als Hebamme sind anspruchsvoll und wandeln sich – hin zu mehr Individualität, mehr Dialog und mehr Feedback.“
Die Möglichkeit, sich wirklich gemeinsam Zeit zu nehmen, sei enorm hilfreich, so Michel: „Die Praxisanleitung wird hier wirklich gelebt und läuft nicht einfach nebenbei.“ Auch den Austausch zwischen Examinierten und Studierenden erlebe sie als offen und positiv. Das enge Verhältnis zu den Praxisanleiterinnen bleibe auch nach dem Berufsabschluss erhalten. Nun freue sie sich, das Team als ausgebildete Hebamme unterstützen zu können: „Uns alle verbindet, dass wir jeden Tag richtig stolz sind auf das, was wir hier machen.“
Geburt in Gelnhausen
An den Main-Kinzig-Kliniken Gelnhausen wurden im letzten Jahr 1.547 Mädchen und Jungen geboren, davon 34 Kinder als Zwillingspärchen. Besonders die Tür-an-Tür-Regelung zwischen Kreißsaal und der Früh- und Neugeborenenstation ist vielen Familien wichtig. Eltern und Kinder profitieren von der engen interdisziplinären Zusammenarbeit der Hebammen, Frauen- und Kinderärzte sowie Pflegefachkräfte. Das Perinatalzentrum Level 2, geleitet von Dr. Elke Schulmeyer, Chefärztin der Frauenklinik, und PD Dr. Dr. Horst Buxmann, Chefarzt der Kinderklinik, ist eine spezielle Abteilung für die Versorgung von Früh- und Neugeborenen. Hier werden jährlich rund 450 Früh- und kranke Neugeborene sowie etwa 20 besonders kleine Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht von weniger als 1500 Gramm erfolgreich versorgt.
Unser Bild zeigt:
In den Main-Kinzig-Kliniken Gelnhausen sind 25 Hebammen tätig, um Schwangere und Neugeborene umfassend zu betreuen.