Am Weltfrühgeborenentag, der jährlich am 17. November stattfindet, setzen Menschen weltweit ein Zeichen, um auf die Belange von Frühgeborenen und ihrer Familien aufmerksam zu machen. Landrat Thorsten Stolz nahm diesen Aktionstag zum Anlass, um sich mit Mitarbeitenden der Main-Kinzig-Kliniken über den Stand der regionalen Frühgeborenenversorgung auszutauschen. Im Gelnhäuser Perinatalzentrum sprach er mit Geschäftsführer Christian Quack, PD Dr. Dr. Horst Buxmann, Chefarzt der Kinderklinik, Alma Ekic, pflegerische Bereichsleiterin der Kinderklinik, sowie Miranda Sanz, Oberärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe.
„Die gesamte Infrastruktur der Früh- und Neugeborenen-Intensivstation wurde auf beeindruckende Weise weiterentwickelt, sodass die Bedürfnisse der kleinsten Patienten und ihrer Familien optimal berücksichtigt werden und auch den Mitarbeitenden ein modernes Arbeitsumfeld geboten wird“, fasste Landrat Stolz im Rahmen seines Rundgangs anerkennend zusammen. Im Gelnhäuser Perinatalzentrum Level II können Frühgeborene ab der 29. Schwangerschaftswoche bzw. ab einem Gewicht von 1.250 Gramm optimal behandelt werden, wobei Notfälle selbstverständlich auch vorher jederzeit versorgt werden, wie Geschäftsführer Quack erläuterte: „Das Team betreut jährlich rund 450 Früh- und kranke Neugeborene sowie etwa 20 besonders kleine Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht von weniger als 1.500 Gramm.“
Im Zuge der inzwischen fertiggestellten räumlichen Erweiterung, die durch den Main-Kinzig-Kreis erheblich unterstützt wurde, steht der Kinder-Intensivstation eine großzügig gestaltete Fläche zur Verfügung. Auch in technischer Hinsicht wurde ein großer Sprung nach vorne gemacht, wie Dr. Buxmann erläuterte. So wurde im Sommer dieses Jahres beispielsweise ein digitales Patientendokumentations-System in Betrieb genommen. „Vital- und Beatmungsdaten der kleinen Intensivpatienten werden automatisch in die Patientenakten überführt“, erklärte der Chefarzt. Dies sorge für hohe Qualität und Genauigkeit der Daten und vereinfache den klinischen Arbeitsablauf.
Ein weiteres aktuelles Projekt stellt die Kooperation mit der Frankfurter Frauenmilchbank dar, finanziert durch den Förderverein Barbarossakinder. „Nicht alle Frühgeborenen haben die Möglichkeit, direkt nach der Geburt mit Milch der eigenen Mutter ernährt zu werden“, so Dr. Buxmann. Nun können Babys, die extrem früh geboren wurden, von der optimalen Zusammensetzung gespendeter Frauenmilch profitieren, was sich förderlich auf ihre Entwicklung auswirke. Ebenfalls dank Unterstützung der Barbarossakinder konnte eine elektrohydraulische Fahrtrage für den Transportinkubator bestellt werden. „Somit ist auch für die Zukunft sichergestellt, dass notwendige Verlegungen kranker Früh- und Reifgeborener nach oder von Gelnhausen weiter hochprofessionell und sicher durchgeführt werden können“, führt der Kinderarzt aus.
Um den Familien von Beginn an als vertrauensvoller Ansprechpartner zur Seite zu stehen, arbeitet in Gelnhausen ein spezialisiertes Team aus Ärzten, Hebammen und Pflegekräften der Frauen- und Kinderklinik Hand in Hand zusammen. Es werden umfangreiche Möglichkeiten der Pränataldiagnostik und der Betreuung von Risikoschwangerschaften geboten, kurze Wege zwischen Kreißsaal und Intensivstation sorgen für größtmögliche Sicherheit. Einen hohen Stellenwert für das gesamte Team habe die familienzentrierte und entwicklungsfördernde Pflege, wie Alma Ekic erläuterte: „Wir stimmen die ärztlichen und pflegerischen Maßnahmen auf die Bedürfnisse und den Rhythmus und des Kindes ab. Zudem fördern wir von Beginn an den häufigen und engen Kontakt zwischen Eltern und Kind.“
Dank intensiver Frühgeborenenmedizin und -pflege gelingt in Deutschland immer jüngeren und immer kleineren Babys ein guter Start ins Leben. Die Anwesenden waren einig darüber, dass die guten Entwicklungen in Gelnhausen nicht darüber hinwegtäuschen dürfen, dass innerhalb des deutschen Gesundheitssystems erheblicher Handlungsbedarf bestehe, um die Lage für Frühgeborene weiter zu verbessern. „Es zählt zu den Aufgaben des Gesetzgebers, die richtigen Weichen für eine gesunde und glückliche Zukunft dieser Kinder zu stellen und betroffene Familien zu unterstützen“, so Dr. Buxmann. Landrat Stolz machte deutlich: „Gemeinsam werden wir uns auch weiterhin für eine familienorientierte Frühgeborenen-Versorgung in unserer Region einsetzen.“
Der Weltfrühgeborenentag ist ein optimaler Anlass, die Belange der Kleinsten immer wieder ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Im Rahmen der Aktion „Purple for Preemies“ werden jedes Jahr am 17. November bedeutende Gebäude und Naturdenkmäler in Lila – der Farbe der Frühgeborenen – angestrahlt. Das lilafarbene Licht zieht sich somit wie ein langes Band rund um den Globus. Dank Unterstützung der Firma sevendays werden sich auch die Gelnhäuser Kliniken in diesem Jahr wieder an der weltweiten Aktion beteiligen: Mit Einbruch der Dunkelheit wird eine Gebäudeseite farbenfroh in Szene gesetzt.
Unser Bild zeigt v.l.n.r.:
Alma Ekic, pflegerische Bereichsleitung der Kinderklinik; Landrat Thorsten Stolz; PD Dr. Dr. Horst Buxmann, Chefarzt der Kinderklinik; Geschäftsführer Christian Quack; Miranda Sanz, Oberärztin der Frauenklinik.